Krippenausstellung in Heilig Kreuz

Am Weihnachtsfest werden in aller Welt Krippen aufgestellt, um die Geburt Jesu den Menschen vor Augen zu führen. Jede Kultur hat ihre eigene Weise, das Geschehen in der Heiligen Nacht zu zeigen.

Besonders in Mittel - und Südamerika hat diese Tradition zu Darstellungen geführt, deren künstlerische Mittel, die Menschen heute aus vorkolumbianischer Zeit übernommen haben.


Manches in dieser kleinen Ausstellung ist anders als wir es kennen, vielleicht sogar befremdlich aber es ist immer die gleiche Aussage:

Jesus, seine Eltern, die Hirten und die Könige werden in die eigene Kultur und Umwelt übertragen und dienen so der Identifikation mit Ihnen.


Eine Auswahl von Krippen in unterschiedlichsten Darstellungen und doch im Thema gleich möchten wir Ihnen heute zeigen und die lang zurückreichenden Wurzeln lateinamerikanischen Kunsthandwerks nahebringen.


Von den Künstlern aus den Küstengebieten, der Sierra (Hochland), dem Altiplano (Hochebene am Titicacasee) und dem Urwald Perus bis zu den verschiedenen Regionen Mexicos sehen Sie unterschiedlichste Krippen in den jeweiligen Kunststilen.

Einige der gezeigten Krippen fallen auf den ersten Blick aus dem Rahmen. Die eigenartige Darstellung der Geburt Jesu ist oft fremdartig und wirft uns Fragen auf warum der Künstler auf diese besondere Weise das Geschehen ausdrückt. Sie entspricht nicht unseren Erfahrungen, unserer Umwelt, unserer Kultur und unserem tradierten Glauben.


Anders ist es für die Menschen in den Ländern Lateinamerikas. Die Künstler greifen ihre althergebrachte Lebensweise in ihrer spezifischen Umwelt und ihre traditionellen zT jahrhundertalten bis jahrtausend alten Stilmittel auf, um das Geschehen in der Heiligen Nacht darzustellen und in ihre Welt zu holen.


Besonders deutlich wird dies an der Krippe der Künstlerin vom Volk der Shipipo aus dem Regenwald Perus. Die Tradition dieses Volkes aus Amazonien läßt nur Frauen als Töpferinnen zu. Die Linien auf den getöpferten Gefäßen oder auf den menschlichen bzw tierischen Figuren sollen Geister verwirren, damit sie von der Beeinflussung von Mensch u Tier sowie deren Lebensmittel abgelenkt und abgehalten werden.

Die offenen Köpfe sollen es Menschen wie Göttern erleichtern miteinander in Kontakt zu treten. Die Linien und die offenen Köpfe stehen einerseits für Abwehr des Bösen andererseits für die Verbindung mit den guten Göttern.

Die Tiere, die die heilige Familie umgeben, entsprechen der Fauna der Regenwaldregion. Sie sind Teil der Umwelt der Shipipo und auch Bestandteil ihres ursprünglichen indigenen Glaubens.

zB gehören Schildkröte und Vögel zu ihrer Nahrung wie Schafe in unserer Kultur. Vögel beispielsweise stellen die Verbindung zu den Göttern dar.


Die Darstellung der Krippe durch die Künstlerin beinhaltet nicht nur das uns bekannte Geschehene; es gibt außerdem der heiligen Familie den traditionellen Schutz dieses indigenen Volkes.


Im Altiplano, der Hochebene Perus als auch in der Sierra, dem Hochland Perus , Ecuadors und Boliviens, finden wir eine ganz andere Darstellung.

Zu Zeiten der Eroberung durch die Spanier wurden die Untertanen des Inkareiches zwangsmissioniert.

Priester und Mönche zogen mit Kisten von Ort zu Ort, um den Indios Geschichten aus dem Evangelium zu „erzählen“. In diesen Kisten, retablos genannt, waren die biblischen Geschichten figürlich dargestellt. Die retablos entsprechen unseren mittelalterlichen Klappaltären, die in unseren Kirchen bzw unserer Kirchenkunst heute noch zu finden sind.


Bemerkenswert ist hier, daß Jesus meist VOR der STRAHLENDEN SONNE zwischen Maria und Josef in seiner Krippe liegt.

In vorkolumbianischer Zeit des Inkaimperiums war die Sonne der höchste Gott und der Inka galt als Sohn der Sonne.

Durch die unmittelbare Nähe Jesu zur Sonne in der Krippendarstellung wird der alte inkaische Glaube wieder lebendig bzw Bestandteil des neuen Glaubens.


Eine weitere szenische Darstellung Marias, Josef und Jesu: eng zusammengedrückt, mit Hab und Gut in einem Schilfboot.


Diese Darstellung stammt aus der Gegend um den Titicacasee zwischen Peru und Bolivien.

Auf dem Titicacasee leben bis heute die Nachfahren der Urus. Sie leben auf schwimmenden Inseln aus Schilf.

Fische und junge Schilfsprossen dienen als Nahrung oder als Tauschmittel für den Handel mit den Bewohnern der Uferregionen.

Die Vorfahren der Urus wollten niemandem Untertan sein. Wenn Gefahr drohte kappten sie die Leinen mit deren Hilfe sie ankerten und der Wind trieb sie auf den See hinaus. So waren sie lange Zeit vor Eroberungen geschützt.


Diese Krippendarstellung zeigt die heilige Familie auf dem Schilfboot, sie ist geschützt auf dem See , der für die Urus Heimat ist.

In Cuzco, der ehemaligen Incahauptstadt, lebt und arbeitet die Künstlerfamilie Mendivil. Der Künstler Hilario Mendivil (1929- 1977) schuf eine besondere Kunstform seiner Krippenfiguren. Sie wird bis heute von seiner Familie weitergeführt. Die Figuren sind bunt mit floralen Mustern gewandet und mit überproportional langen Hälsen ausgestattet.

Auf die Frage warum seine Figuren solange Hälse haben gab Hilario an, daß er sich von den anderen Künstlern absetzen wollte und einen eigenen Stil kreieren wollte.

Dies gelang ihm zu Lebzeiten und über seinen Tod hinaus. Seine Werke sind weltweit in Museen ausgestellt.

In seinen Krippendarstellungen tritt Jesus als größte Figur in Erscheinung, er ist die Hauptfigur und deshalb größer als alle anderen dargestellten Figuren.


Die Kleidung der Figuren ist der Mode zum Zeitpunkt der Conquista mit bunten floralen Mustern angepasst.


Unter Hilarios Werken befindet sich auch eine schwangere Maria. Eine eher sehr seltene Darstellung Mariens in der Kunstgeschichte allgemein.

Viele seiner Kunden waren tiefgläubig und die Darstellung einer schwangeren Maria entsprach nicht den üblichen gewünschten Mariendarstellungen. Hilarios Familie befürchtete einen Skandal; man zeige doch nicht eine schwangere Maria!

Hilario aber liess sich trotz aller Einwände nicht beirren.

Wie soll denn unser Herrgott sonst geboren werden, wenn Maria vorher nicht schwanger gewesen wäre? Soll er entgegnet haben.

Als Johannes Paul II. bei seiner Südamerikareise in Cuzco war überreichte ihm Familie Mendivil die Figur einer schwangeren Maria. Sie steht seitdem in den vatikanischen Museen.



Die Küstenregionen Perus haben bis heute eine große Bedeutung für Ansiedlung und Beheimatung vieler unterschiedlicher Menschen und Kulturen. An den Flüssen, die aus den Anden kommen und in den Pazifik münden entwickelten sich schon vor mehr als 1500 Jahren eigenständige Kulturen, die hoch entwickelt waren.

Eine dieser praeinkaischen Kulturen, die Mochica, stellten für diese Epoche typische Zeremonialgefäße her:

Eine Besonderheit dieser Töpferkunst befand sich im Inneren dieser Gefäße. Dort wurden Pfeiffen eingebaut. Nach Befüllen dieser Gefäße mit Wasser erzeugten sie Geräusche der jeweils dargestellten Figur. zB zwitscherte es aus einer Vogelfigur, fauchte es aus einem Jaguarkopf oder es stöhnte aus einer Figur einer gebärenden Frau.


Gemäß dieser alten Töpfertechnik finden sich auch heute in der zeitgenössischen peruanischen Töpferkunst tönende Krippenfiguren in den sogenannten Tonpfeiffenkrippen.

Die Künstler sehen in den so ausgestatteten Figuren einen zeremoniellen und somit bedeutungsvollen Aspekt der Krippendarstellung.

Bei der hier präsentierten Tonpfeiffenkrippe „tönen“ Maria, Josef und die Könige , wenn man Luft einbläst.


Ebenfalls aus der nördlichen Pazifikregion Perus , um die Stadt Chulucanas , stammt die eiförmige, farbige Krippe. Die weiche-runde Form, die gedeckten Farben und die lackierte Oberfläche mit denen die Figuren ausgestattet sind ist charakteristisch für die Chulucanakeramik. Auch hier finden sich Parallelen zur praeincaischen Epoche. Das Volk der Chulucanas sieht sich als Nachfolger der Vicuskultur (500vChr).


Viele traditionelle Tonkrippen Perus stammen aus dem Hochland, insbesondere aus der Region Ayacucho. Charakteristisch bei diesen Krippen sind die Figuren aus gebranntem sonst unbehandelten Ton, zt mit weißen Farbverzierungen als einzigen Schmuck.

Leider sind viele Kunsthandwerker/Künstler aus der Region Ayacucho in den 1980 er Jahre Opfer der damaligen Unruhen geworden. Sie flohen vor der Terrororganisation „Sendero luminoso“ ( der leuchtende Pfad) und den Militäraktionen des Staates in die Hauptstadt Lima. Dort fanden sie in Werkstätten von Kunsthändlern Zuflucht, die ihre Krippen ua in Europa in den Eine -Welt -Läden vermarkteten.


 

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Donnerstag, 9.00 Uhr, St. Maria  (Niederdorfelden)

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